Arbeiten mit Hardware eines neuen Anbieters

Neu ist natürlich relativ. Panasonic ist eine langjährige Größe im Bereich Professional Broadcasting. Lediglich im oberen Endkundensegment für Fototechnik ist Panasonic relativ neu. Natürlich gibt es in diesem Umfeld schon lange meist grundsolide abschneidende Gerätelinien, z.B. die Digicams oder die Camcorder. Anders als bei Canon, Nikon, Pentax oder Sony gibt es aber keine große Panasonic-Vergangenheit bei Spiegelreflexkameras. Vielmehr gab es bisher nur eine recht junge Linie von Fotokameras mit Wechselobjektiven, den sogenannten Four Thirds-Geräten. Nach diesem Four Thirds-Standard kam relativ schnell der nun favorisierte und von den Baumaßen her etwas kleinere Micro Four Thirds-Standard (kurz meist: mFT oder auch m4/3).

Der relative offene Standard mFT scheint nun eine feste Größe im Markt zu werden. Zeiss, Schneider-Kreuznach, Sigma, Voigtländer und andere Anbieter unterstützen den Standard mit speziellen Objektiven, Adapter etc. Der Vorläufer FT scheint hingegen passé.

Platzhirsche

Natürlich: Canon und Nikon – seit Jahrzehnten schon beherrschen diese Konzerne sowohl den Markt für ambitionierte Einsteiger wie auch den für Profis. Es gibt jeweils mehrere Kameramodelle, Objektive und weiteres Zubehör in den entsprechenden Preisklassen.

Daneben gab es auch immer schon einige weitere kleinere Anbieter, z.B. Pentax, Sony, Olympus. Für den Fall der Frage: „Klein und Sony“? Ja – im Fotobereich schon, im Videocam-Bereich vielleicht schon etwas größer. Was ist Größe – die Anzahl verkaufter Teile? Der Jahresgewinn- oder umsatz in dem Bereich? Nicht für mich als Anwender. Ich würde es mal Bedeutung im Markt nenen.

Abwägung für DSLR/EVIL-Videogeräte

Vermutlich wäre mein Gerät eigentlich die Canon EOS 5D Mark II gewesen – allerdings hat die damals – kurz nach Erscheinen – ein ganz anderes Preisniveau als heute. Sie war mir zu teuer. Am unteren Ende gab es lediglich die Canon 500D. Die erwies sich im Test als sehr brassig. So schwer wollte ich das Videofilmen nicht haben, auch wenn klar war, dass es kein Cam-Comfort haben wird. Für die Anforderung FullHD-Video in 1080 mit großem Sensor gab es also exakt drei bezahlbare Geräte.

Hätte es die Canon EOS 550D damals schon gegeben, die wäre es vermutlich geworden. Es gab aber nur 3 FullHD1080-fähige Apparate: die zu teure 5D Mark II, die zu brassige 500D und – nagelneu – die GH1. Die GH1 schien im Gegensatz zur 500D wie gemacht für Video und passabel für den Foto-Bereich.

Mittlerweile sind viele Anbieter auf den Zug aufgesprungen: Pentax, Samsung, Sony, Ricoh und auch Nikon haben videofähige Fotoapparate im Programm. Eigentlich läuft es bei all diesen Anbietern auf den denselben Punkt wie bei Panasonic hinaus:

Wenn man sich für einen non-Platzhirsch entscheidet – was kann man alles nicht?

Nachteile des Panasonic-Lebens

Panasonic hat viele Kompetenzen – erstmal toll, oder? Leider nutzt der Hersteller das nicht immer zum Wohl der Kunden. Ein Positivbeispiel: der mFT-Standard. Er ist offen und in sich schlüssig. Dadurch machen nun – nach rund 2 Jahren Durchstehens – viele Anbieter mit und liefern Zubehör. Prima.

Nachteile: Panasonic versteht etwas von Batterien. Auch im Toyota-Prius werkelt die hervorragende Panasonic-Batterietechnik. Panasonic weiß, wie man seinen Batterie-Anschluß gegen Drittanbieter verteidigt. Das ist schon ärgerlich, zumal Panasonic seine Batterien für den 5-fachen Preis des Umfeldes anbietet.

  • Ein Canon-Nutzer kann sich für rund 22 Euro eine Noname-Ersatzbatterie kaufen, ein Panasonic GHx-Nutzer kommt eigentlich nicht unter 90 Eur davon. Nur Original-Panasonic-Akkus (bzw. Lizenrnehmer-Akkus) werden beladen, andere erkennt und verschmäht die Panasonic-Technik. Das ist explizit so, denn die ersten Versionen der GH1 haben auch günstige Fremdakkus nutzen und laden können. Der Tester13-Patch schaltet den Akku-Blocker auf Wunsch auch wieder ab.
  • Zubehör wie Makro-Balgengeräte: existieren nativ nicht. Nur über Adapter wie m42, Canon FD und den entsprechenden Fremdobjektiven ohne Auto-Funktionen erhältlich.
  • Objektive: Alleine Canon bietet rund 30 Objektive an – darunter ähnliche Formate in verschiedenen Preis- und Qualitätsklassen. Es gibt z.B. 50mm-Festbrennweiten mit günstiger geringerer Lichtstärke 1.8, mittleren Lichtfähigkeiten von 1.4 und mittlerem Preis und immens helle Objektive mit f1.2, mehrfachvergüteten Gläsern und natürlich Spitzenpreis bereits von Canon selbst. Das alles gibt es von nahezu jedem Drittanbieter auf jeden Fall für Canon und Nikon auch noch einmal. Entweder mit speziellen Features oder günstigerem Preis. Nicht im Panasonic-Biotop. Aktuell gibt es nur rund 10 Objektve (vor kurzem waren es noch deutlich weniger). Prima Sachen – aber eben nicht nach Preis und Qualität skalierbar. Je Nutzungsbereich ein Teil und das bringt es, oder eben nicht. Natürlich gibt es via Adapter wieder Brücken. Man verliert aber wieder einen Großteil der Systemunterstützung. In diesem Punkt kann man tatsächlich Panasonic keinen Vorwurf machen. Hier macht der Hersteller alles, was nötig ist, um mehr Breite in den Markt zu bekommen und das klappt ja auch.
  • Ärgerlich wird das bei anderem Zubehör – z.B. Fernauslöser. Drittanbieter liefern natürlich für Canon u.a. alles, was man sich wünscht: mit Kabel, via Funk, via Infrarot, mit Timer, mechanisch und mehr. Hier möchte Panasonic scheinbar am Liebsten wieder nur selbst  Anbieter bleiben. Der Canon-User kriegt ab 10,95 Euro bis 25 Euro eigentlich die ganze Breite. Panasonic liefert gerne für ca. 89 Euro selbst – für einen Knopf mit Kabel an einer Art Klinkenstecker. Also: Materialaufwand, wie er bei jedem Kopfhörer für 2,99 Euro auch dabei ist. Sorry – das ist zuviel! Scheinbar wird der Drittanbietermarkt hier durch Anschlußkapriolen auch nicht unbedingt gefördert sondern ausgebremst. Mittlerweile gibt es Drittanbieter-Lösungen auch für Panasonic. Allerdings sind nicht alle Knöpfe belegt. Ein Canon-User hätte mehr Fun, für die wurden die Zubehöre ja entwickelt und da klappt alles.
  • Externe größere Monitore existieren gar nicht. Das geht nur mit Canon und Nikon. Damit ist zumindest die GH1 nicht in profesionellen Studioumgebungen vorzeigbar. Natürlich kann man trotzdem professionell arbeiten, im Studio wird man aber keine große Akzeptanz ernten. Das ist bei der GH2 immerhin geändert worden.
  • Ordentlich: die Anzahl der Adapter für Objektive von Drittanbietern ist recht stattlich geworden. Viel dürfte Canon da an Unterstützung nicht mehr voraus haben. Es fehlen echte Exoten wie Icarex  – aber die gibt es nicht einmal für Canon. Insofern ist der Stand schon klasse.

Der Tipp an Panasonic. Don’t be too Sony. Es ist eine Spezialität von Sony durch Abschottungstricks regelmäßig die eigenen Märkte zu erdrosseln, ehe man die nötige Marktdominanz hat. Beta-Videokassetten (statt VHS), Atrac-Kompression (statt einfach MP3) etc. Für den Kunden hieß das immer: der Sony-Nachbar kann mir nicht mal eben die Tagesschau aufzeichnen, mit dem Sony-User brauche ich keine CD zu tauschen (nein – auch keine legalen) – den unverschähmten Rootkit-Versuch nicht mal mitgerechnet. Das wäre übrigens auch ein Grund, warum Sony E-Mount anstelle von Panasonic nicht ins Haus gekommen wäre. Was weiß ich, welche Wasserzeichen oder Selbstzerstörungen nach x Auslösungen Sony gegen meinen Willen und gegen mich in Stellung bringt?

Das spricht sich nun mal rum! Man sollte die eigenen Kunden nicht zu oft bekämpfen oder in die eigenen Lösungen zwingen. Hier ist Canon traditionell eher offen (auch im Druckerbereich war es der letzte Hersteller, der Patronengefängnisse errichtet hat) und man guckt schon häufig – siehe oben – neidisch rüber.

Fazit

Alles was Pansonic mit der GH1 geliefert hat, läuft im Kern gut und zuverlässig. Klar gibt es Einschränkungen, die andere Geräte auch haben. Pansonics GH1-Videos werden bei grün etwas matschig (die Community berichtet eifrig – und ja, stimmt schon), gut. Dafür bildet die 550D leicht Moirés, die 5D shuttert etwas doll, die Nikons können 1080p nur mit 24fps. So ist das nunmal, keine kann Alles am Besten.

Es sind das zu kleine Biotop, das stört und der Eindruck, dass Panasonic machmal zu wenig offene Lösungen anbietet.