„It’s not the camera – it’s everything around!“
Yuri Arcurs
Mittelklasse-Kameras und Equipment oder Spitzenklasse-Kameras only?
Gute Bilder und gute Videos haben mehr mit der Umgebung als mit der Kamera zu tun, sagt Stocklieferant Yuri Arcurs. Natürlich kann man auch die Kamera nicht endlos vernachlässigen. Mit der Add-On-Cam eines 10 Jahre alten Siemens Handys und dessen VGA-Auflösung kann man nicht für Getty-Images produzieren – gut.
Eine andere Frage ist es hingegen, ob man …
- … eine Canon-Kamara mit einem Vollformat-Sensor wie die 5D Mark II für 3.000 Euro und ordentlichem Equipment wie einem guten Objektiv, Dolly, Scheinwerfer, Reflektoren etc. kauft oder
- … eine noch bessere Canon-Kamera wie die 1D für 7.000 Euro kauft – dafür aber ohne Equipment dasteht.
In beiden Fällen nehmen wir mal ein ähnliches Gesamt-Ausgabevolumen von 7.000 Euro an.
Welcher Fotograf- und Videofilmer kann nun eine größere Bandbreite an hochwertigen Bildern abdecken?
Sicherlich bietet die teurere 1D in bestimmten Situationen – schnelle Bildfolgen etwa – mehr Leistung. Heißt hier: mehr Bilder pro Sekunde. Für einen Sportfotografen sicher ein Muss. Aber: ein Spezialzweck. Umgekehrt: in einer typischen Portrait-Situation ist auch die fast dreimal so teure 1D nicht in der Lage dreimal bessere Bilder als z.B. die 5D Mark II zu machen – vor allem nicht ohne jegliche Beleuchtung. So ganz von alleine kommt nämlich die Qualität auch bei den teuren und superteuren Geräten nicht aufs Bild. Auch die 1D wird beispielsweise harte Schatten so aufnehmen, wie sie dem Model ins Gesicht fallen. Es wäre sogar falsch, wenn es anders wäre.
Jeder Fotograf und Filmer, der nicht exakte Spezialzwecke verfolgt (Zielfotografie auf Pferderennbahnen, Sportfotografie, o.ä), ist mit etwas Drumherum und einer guten Kamera vermutlich besser ausgestattet als mit einer GodCam und nichts sonst.
Daran ändert sich auch nichts dadurch, dass Yuri Arcurs selbst mit einer superteuren Hasselblad arbeitet. In seinem Fall führt der Invest für die Kamera nicht dazu, dass das Studio nicht ausreichend equipped ist. Ganz im Gegenteil. Da dort wohl alles vorhanden ist, was man so braucht, rundet die Hasselblad das Ganze natürlich perfekt ab.
Beispiel Tomaten-Video
Ohne die Fahr-Bewegung würde folgendes Video vermutlich keinen Spaß machen.
https://youtube.com/watch?v=_XlqyldW8xk
Gerade derart langsame Fahrten sind aus der Hand praktisch nicht machbar. In Szenen, bei denen ohnehin alles in Bewegung ist – „Alles flüchtet, die Zombies kommen“ – macht es nicht ganz so viel, wenn die Kamera auch leicht wackelt. Der Mensch sieht die Welt quasi auch durch eine Steadicam. Die Optik ist auf einer Stange angebracht, die eben auch – samt Nebeneffekten – laufen kann.
Die Tomaten-Szene befindet sich hingegen schon im Makro-Umfeld. Millimeter-Bewegungen der Hand bewirken gefühlte Rempler beim Betrachter. Ungleichmäßige Bewegungen bzw. Tempoänderungen erst erst. Wie wurde es gemacht?
Equipment-Tipp No.1: ein Dolly
Für solche Drehs werden daher kleine Wagen eingesetzt, bei denen man eine Kamera obendrauf montieren kann. Dollys. Es gibt sie mit Schienen, ohne Schienen, groß wie Golf-Carts mit Hockern und eigenem Antrieb oder im Miniformat, mit und ohne Motor sowie mit und ohne Fernsteuerung.
https://www.youtube.com/watch?v=IizYXYXMp44
Das Video zeigt meinen selbstgebauten Automatik-Dolly mit meiner Panasonic GH1. Das ist übrigens so ein Kompromiss: Die GH1 war seinerzeit deutlich günstiger als die Canon 5D Mark II oder auch die Canon 7D. Dafür war der Spielraum für Zubehör größer.
Man kann Dollys teuer kaufen. Leider ist Alles, auf dem Foto und noch mehr Film drauf steht, teuer. Darum flüchten viele Leute aus der Film-Ecke in Do-It-Yourself-Projekte. Oft kann man für den Bruchteil der verlangten Summen gut arbeitende Hilfsmittel selbst bauen. Das setzt allerdings leichte Heimwerker-Fähigkeiten und ein Mindestmaß an Werkzeug voraus.
Ein solcher motorisierter Dolly wird für Preise um 500,– Euro bis 1.000,– Euro gehandelt. Selbst ein manuell zu schiebender schlägt mit 100,– Euro bis 300,– Euro zu Buche. Dabei handelt es sich eigentlich um etwa dasselbe Material wie bei einem Rollerblade (Brett statt Stiefel, Fotohalterung und -schraube statt Schiene unten). Und das ist im Freizeitbedarf für ca. 40,– Euro – paarweise – erhältlich. Damit ist auch gesagt, was ein selbstgebauter manueller Dolly ungefähr kosten kann.
Beim motorgetriebenen Dolly kommen noch eine Batteriehalterung, ein Motor und eine Fernsteuerung mit Vor- und Rückwärtshebel dazu. Am Besten gewinnt man das bei einem verendeten Modellauto oder man erwirbt günstig eines und baut die Teile dort aus. Wichtig: Bloß kein Speedy-Teil – ein möglichst ruhig laufendes langsames. Zu schnelle Motoren und Dollys führen nur zu Rolling Shutter-Effekten.