Native Instruments stellt Kore-Plattform ein

In der zweiten Juli-Woche wurden die registrierten Nutzer benachrichtigt: Native Instruments stellt das Meta-Instrument Kore sowie den Controller mit der Version 2 ein. Der Support wird zeitlich unbegrenzt aufrecht erhalten und zudem auch die 64-Bit-Version noch unterstützt.

Native Instruments Logo

Das sichert zumindest für die Zeit mit 64-Bit-Systemen unter Windows 7 und wahrscheinlich auch Windows 8 die aktuell getätigten Investitionen in diese Plattform. Ausgenommen ist natürlich ein Defekt am Controller: sollte das Eintreten, muss man sich anders behelfen.

Mit der Plattform verschwinden ab 1. August 2011 auch die darauf basierenden Kore-Soundpacks (nicht die auf am Sampler Kontakt basierenden Soundpacks, die bleiben unverändert bzw. werden weiterhin ergänzt).

Die Kore-Soundpacks laufen aus – registrierte Kore-Anwender: E-Mail lesen!

Immerhin: Native Instruments schickt den registrierten Kore-Anwendern drei Gutscheine im Wert von je 49,– Euro zu. Jeder Anwender kann damit sein Arsenal an Sounds oder Effekten letztmalig gehörig erweitern. Wer unbedingt mehr als 3 Soundpacks auf seiner Studio-Roudmap hatte, muss sie jetzt kaufen.

Vermutlich möchte NI mit der Abkündigung der Plattform auch so schnell wie möglich aus sämtlichen Gewährleistungen für das nunmehr tote Pferd. Und das dauert in Deutschland nun einmal 2 Jahre. Natürlich wäre es schöner, wenn es die ohnehin existierenden und recht aufwändig entwickelten Soundpacks einfach weitergäbe. Anderseits möchte der Hersteller nach dieser Entscheidung sicher alle Kapazitäten in die neuen Produkte lenken. Und dazu zählt auch die Support-Kapazität.

Seit der Abkündigung sind die betroffenen Produkte konsequenterweise auch von den eigentlichen Angebotsseiten entfernt worden. In der E-Mail an die Anwender befindet sich ein Link mit der aktuellen und übergangsweisen Übersichtsseite der bald verschwindenden Soundpacks.

Klang- und Videobeispiele der Soundpacks bis Ende Juli

Leider sind dort nur noch die damaligen Produktbilder und -texte – nicht mehr die Hör- und Videobeispiele. Das macht die aktuelle Auswahl schon etwas umständlicher – zumal vielleicht nicht jeder Anwender immer wieder mal ohnehin in die Packs bei NI reingehört hat und sich daher zumindest diffus erinnern kann.

Hinter diesem Link (http://www.kvraudio.com/forum/viewtopic.php?p=4579680#4579680) aus dem KVR-Forum haben Anwender die Videos als Entscheidungshilfe gesammelt.

Alternativen

Das Meta-Instrument Kore war schon ein einzigartiges Tool. Vermutlich ist es allerdings auch über seine Möglichkeiten gestolpert:

  • Vermutlich haben viele Anwender das Tool vorwiegend als Soundbrowser genutzt und sich gar nicht die Mühe gemacht, sich mit den einzigartigen Möglichkeiten zu beschäftigen. Das dürfte zumindest die Welle warum man es haben muss flacher gehalten haben, als es dem Tool gerecht wird.
  • Allerdings gab es sicherlich auch Probleme beim intensiv Nutzen:
    • Die wilden Mischungen aus Sound, Effekten, Performances etc. die man quer durch alle PlugIns (auch Nicht-NI-PlugIns) aufbauen konnte, hatten schon ihren Reiz. Da gibt es nichts Vergleichbares. Allerdings gab es auch Schatten: Solche Performances machen einen Austausch zwischen Musikern unmöglich. Denn es kann ja nur auf dem anderen Rechner abgespielt werden, wofür die PlugIns spiegelbildlich vorhanden sind. Mischt Musiker 1 irgendeinen Effekt aus der Free-Tal-Sammlung in eine Performance und Musiker 2 hat das Tool nicht, ist der Kreativ-Fluss unterbrochen – wenn man den Fehler überhaupt findet. Daran ist NI nicht schuld, aber diese Form von Frusterlebnis liegt leider in der Natur des Tools. Vermutlich haben solche – eigentlich User-verschuldeten – Unfälle viel Support-Kapazität beansprucht. Dabei war es von NI sicher gut gemeint, die tollen Möglichkeiten der Kore-Plattform einfach für alle VST-PlugIns zur Verfügung zu stellen, nicht nur für die eigenen. Zumal, wenn es einfach geht.
    • Natürlich hat ein Sound, der aus einem Dutzend anderer Sounds und 18 Effekten besteht beim Nutzen im Sequenzer auch soviel Rechenleistung benötigt wie sonst zwei große Bandsessions parallel. Damit entliebt man sich recht schnell wieder, wenn man kein 64-Bit-System mit 12 Kernen, 24 GByte Hauptspeicher und 400 GByte SSD Platten hat.
  • Damit zeichnet sich die Alternative auch schon ab: zumindest im non-Live-Bereich macht man wieder alles in Spuren des Sequencers bzw. der DAW. Da muss man dann auch nicht für die Subspuren unterschiedliche Automationen fahren.  Die Arbeit im Sequencer mit der Schnipsel-Ansicht ist unterm Strich übersichtlicher. Gerade bei komplexen Projekten ist es noch schwerer zwei Klangquellen im Auge zu behalten als nur eine.
  • Live-Musiker haben zunächst mal ja noch Kore. Ansonsten bleibt wohl wie früher: Midi durchleiten und mit einem Signal mehrerer Klangteile ansteuern.