Quora ist da! Was ist Quora?
Aber der Reihe nach.
Klassische Kommunikation im Internet – RTFM, ROFL und WTF
Klassische Foren erwecken oft den Eindruck, alles geht in wenigen Buchstaben oder Worten. Eine nicht ganz triviale Frage – „Wie gründet man in Griechenland eine Firma?“ schnell mit „RTFM you moron“ abgetan, vielleicht noch „ROFL“ von nächsten User hinterher. Foren-Alltag. Ganz neu: „Let me Google that for you.“ Auf obige Frage antwortet jemand mit einem Link wie diesem. Gut – ist mal ein Jux. Aber im Ernst: so schlau sind heute wohl die meisten User. Man fragt nicht, wegen der allgemeinen Informationen. Man sucht den „Golden Link“. Nicht den, wo alles steht, was sein könnte. Den, wo das Wichtige drinsteht.
Aber was sollte z.B. ein Investor aus Brasilien mit einer Antwort wie oben anfangen? Oft ist so eine Frage eher die Suche nach einer Art Coaching. Und praktisch ist bekannt: In manchen Ländern hilft die offizielle Seite für so einen Vorgang ohnehin wenig. Man muss eher wissen, wer das Sagen hat und wie man das Sagen für sich gewinnt. Wo gibt es dieses Wissen?
Natürlich spuckt Google auf eine solche Anfrage hunderte Adressen auf allen Ebenen aus. An deren Gewichtung kann dann schon wieder das ganze Vorhaben scheitern.
Meist tritt das Schlechte zutage
Es ist wie Computerpionier Jaron Lanier im Spiegel-Interview anmerkt: meist tritt bei anonymer Kommunkation im Internet das Schlechteste zutage. Die Vielzahl der bisherigen Kommunikationsplattformen ist gut für solche Zwei-Wort-Austausche oder sonst wortlose Antwortlinks.
Ein schönes Beispiel dafür ist das Heise-Forum: Tatsächlich sind dort viele technisch kompetente Leute aktiv. Die primäre Kommunikationform ist allerdings die Beleidigung, das Absprechen von Kompetenz (meist weil der Abgekanzelte nach Meinung des Beleidigers mit der Plattform der Inkompetenten arbeitet) und der Flame-War. Microsoft-User sind Billy-Fanboys, Apple-User Steve Jobs hörig, wer mit Word arbeitet kann nur Sekretärin sein usw.
Die ganzen Fachleute dort, teils Akademiker und auch Studenten, lassen im Schutze der Anonymität verbal ungehemmt die Sau raus. Im realen Meeting – kurz nach dem Senden solcher Posts – geht es ganz sicher gleich wieder anders, ziviler. Dem fachlichen Hintergrund nach mit dem gefeuert wird, kann es sich weder um die berühmten Unterschichten noch um lauter Langzeitarbeitslose handeln. Die betreiben meist keine Serverfarmen. Und auch hierüber sind die Beleidigungen zwischen z.B. Oracle- und SAP-Administratoren durchaus mit Termen durchsetzt, die verraten, dass ein hoher Anteil formal gebildeter Menschen beteiligt sein muss.
Was wird jetzt besser?
- Es geht um Wissen. Nicht um Sprüche, Bildchen und einen „Find-ich-gut“-Button daneben. Hier soll gefragt werden. Vom Wesen her setzt Quora auf eine Mischung aus dem Content Wissen ähnlich wie bei Wikipedia und den Interaktionsformen klassischer Foren sowie Facebook- bzw. Twitter-Features. Die Punkt-zu-Punkt-Interaktion letzterer Services ist durchaus brauchbar.
- Sinn ist hierbei der fachliche tiefere Austausch, ggf. auch das Netzwerken oder Kontakten.
- Zusätzlich zu reinen Foren-Funktionen sind die mittlerweile etablierten Twitter-Features verfügbar: Man kann Beitragern folgen. Wenn man z.B. merkt, dass eine Person öfter interessante Beiträge geliefert hat, kann man deren Beiträge via Push/Feed-Mechanismus abonnieren. In klassischen Foren müßte man selbst eine Liste mit User-Namen verwalten und nach gewissen Zeiträumen immer wieder selbst manuell abfragen, ob die Person mal wieder etwas geschrieben hat.
- Nicht zuletzt: der Service des ehemaligen Facebook CTOs Adam D’Angole fährt auch wirklich bekannte Akteure des Business wie AOL-Gründer Steve Case oder Google-Produktmanager Nate Smith als Antwortgeber auf.
- Bislang scheint das Quora-Konzept auch die gewünschten Kreise anzuziehen.
Einen Vorgeschmack für intensivere Kommunikation gibt es auch in den Foren von XING. Anders als bei den aggressiv-kurzen Abkommentierungen von Heise.de hinterlegt man auf XING meist ein Business-Profil nebst Namen und häufig sogar Bild.
Und siehe da: Benehmen und Netiquette funktionieren wieder. Jeder Foren-Beitrag ist nämlich ein potentieller Bewerbungsanhang. Ein sich selbst als erfahrener System-Admin darstellender User, der nichts als Verachtung für „DAUs“ übrig hat und nur durch verbale Ausfälle glänzt, minimiert natürlich seine Chancen auf begehrte Headhunter-Anfragen. Wer würde so einen Soziopathen in seiner Firma haben wollen – egal, was er technisch kann?
Die XING-Foren gehen für intensiven Austausch in die richtige Richtung. Es gibt allerdings auch Hürden:
- Richtig mitwirken kann man hier nur mit einem bezahlten Zugang. Sonst kann man sich nur passiv darstellen.
- Die Foren sind stark an die klassischen Foren angelehnt.
- Die Following-Features gibt es dort zum Beispiel nicht.
- XING ist ein deutsches Phänomen. Der Austausch ist daher auf deutsche Personen beschränkt.
- International ist LinkedIn mit rund 100 Mio. Mitgliedern das führende Business-Netzwerk (Stand: Januar 2011). Zum Vergleich: XING hat im Januar 2011 etwa 10 Mio. Mitglieder.
Der Zugang zu Quora – nur per Einladung
Der Zugang zu Quora ist leider in Deutschland stark beschränkt. Hier ist das Angebot direkt noch gar nicht verfügbar. Außerhalb der USA kann man Quora nur beitreten, wenn man eine Einladung von einem Quora-Mitglied erhält.
Aktuell kann ich Personen zu Quora einladen.
- Das biete ich hiermit Freunden und Bekannten bei Interesse an.
- Andere Personen können sich mir kurz vorstellen (Name, Website, Hintergrund).
- Bei Gemeinsamkeiten und Chancen zum Netzwerken lade ich Sie gerne ebenfalls ein. Nutzen Sie dazu z.B. das Formular hier unten. Wenn ich Sie nicht kenne: Nennen Sie mir Ihren Namen und Ihre E-Mail-Adresse sowie Ihre Website oder senden Sie mir einen Link auf Ihr Profil bei LinkedIn oder XING. Völlig anonym möchte ich für niemanden bürgen. Wenn Sie hingegen völlig anonym bleiben wollen, versuchen Sie es z.B. bei GP2B.
Ich behalte mir selbstverständlich vor Spammer, Abmahner, Fallenbetreiber oder mir anderweitig suspekt erscheinende Anfragen ohne Angabe von Gründen nicht zu bearbeiten bzw. solche Personen nicht einzuladen.